Münster (PV). Antonia Locker, die meistens einfach „Toni“ genannt wird, gehört zu den glücklichen Menschen, die mit Pferden aufwachsen durften. Auf dem elterlichen Hof in Hamminkeln war die kleine Ponystute Fee Antonias erste vierbeinige Partnerin. Fee nahm es ernst mit der Bildung ihrer jungen Reiterin und setzte dabei nicht nur hippologische Akzente. „Ich erinnere mich an ein ziemlich prägendes Erlebnis mit Fee, als ich meiner Freundin voller Stolz unseren ersten Sprung demonstrieren wollte. Leider ging das gehörig daneben, ich landete so richtig schön im Sand. Doch von da an war mein Ehrgeiz geweckt“, lacht die heute 21-Jährige.

Schnell entdeckte Antonia ihre Leidenschaft für das Springen. Auf ihre ersten Turnierstarts bei Springreiterwettbewerben bereitete der Unterricht bei Springtrainer Klaus Beine die damals Zehnjährige vor. Später kam Double-o-Seven zur Familie Locker. Das braune Reitpony erwies sich als äußerst vielseitig veranlagt und vermögend. Er bahnte Antonia den Weg in den Vielseitigkeitssport und zeigte auch im Springparcours, was in ihm steckt. „Mit seinem großen Kämpferherz trug er mich durch unsere ersten gemeinsamen M-Springen“, blickt Antonia dankbar auf die gemeinsame Zeit zurück. Im Pony-Springsport war sie außerdem mit Double Trouble erfolgreich unterwegs, etwa bei Westfälischen und Deutschen Jugendmeisterschaften. Zu den größten gemeinsamen Erfolgen zählt sie ihren Sieg beim „Großen Preis“ des Legdener Ponymeetings 2018, einem M**-Springen, mit dem das Paar sich das Ende der gemeinsamen Ponyzeit versüßte.

Mit dem Westfalen Cristobal fasste Antonia schließlich im Juniorenlager Fuß. Betreut vom westfälischen Landestrainer Klaus Reinacher, der Cristobal schon seit seiner Fohlenzeit kennt, bestritt das Springsporttalent vom RV Rhede die ersten Prüfungen in der schweren Klasse. Der Westfalenwallach blieb während der weiteren Juniorenzeit ihr Sportpartner und begleitete Antonia ebenso erfolgreich und zuverlässig ins Junge Reiter-Lager. Von Jahr zu Jahr wuchsen die beiden mehr zusammen und nahmen vielfach erfolgreich an Westfälischen und Deutschen Jugendmeisterschaften sowie an internationalen Turnieren teil. Seit August 2019 trainierte das Paar auch beim westfälischen Stützpunkttrainer Gerd Könemann.

Zu den größten internationalen Erfolgen der beiden zählt Antonia den dritten Platz im Nationenpreis von Opglabbeek 2021 mit der deutschen Mannschaft und den Sieg in der Nationenpreis-Einzelwertung in Hagen 2023. In ihrem letzten Junge Reiter-Jahr gewannen die beiden die Bronzemedaille bei den Westfälischen Meisterschaften und wurden Achte der DJM in München. Den final benötigten Sieg für das Goldene Abzeichen sicherte die Westfalenstute Cinzano Rose (European Youngsters) auf der Valentines Tour im belgischen Lier im 1.40 m Grand Prix.

„Antonia liebt einfach ihre Pferde“, bringt Landestrainer Klaus Reinacher die vielleicht wichtigste Eigenschaft für eine erfolgreiche Pferdesportlerin auf den Punkt. Er zollt der bald aus dem Junge Reiter-Lager ausscheidenden Athletin Respekt für die große Beständigkeit, mit der sie seit Jahren mit ihrem Erfolgspferd unterwegs ist und vielfach die westfälischen Farben vertreten hat. „Ich wusste bei den Beiden immer: Sie kommen gut ins Ziel“, sagt Klaus Reinacher.

Im Sommer 2021 hatte Antonia Locker bei Karin Ernsting in Münster ihre Ausbildung zur Pferdewirtin aufgenommen und inzwischen erfolgreich beendet. Sie blieb dem Springsport-Ausbildungsstall erhalten und ist dort nunmehr unter der sportlichen Förderung von Karin Ernsting und Kai Schäfer als Bereiterin tätig. In Münster, wo nun ihre sportliche und berufliche Heimat ist, hat sie kürzlich ihr Goldenes Reitabzeichen erhalten.

Für die nahe Zukunft wünscht sich Antonia Locker die Teilnahme an der U25 Tour. Doch irgendwann einmal – so erträumt es sich auch Antonia Locker – möchte sie beim CHIO in Aachen an den Start gehen dürfen.