Friederike Plagmann wird Schulleiterin

Nur sechs Schulleiter hat die Westfälische Reit- und Fahrschule in ihrer langen Historie kennengelernt. Im Herbst 2025 kommt es nun erneut zu einem der seltenen Führungswechsel. Als erste Frau nimmt dann Friederike Plagmann die sprichwörtlichen Zügel in die Hand und tritt am 1. November ihre neue Aufgabe als Schulleiterin an.

Friederike Plagmann ist eine Pferdefachfrau durch und durch. Wer sie kennt, wird jetzt wissend nicken. Wer sie nicht kennt, wird von einem Blick in ihre berufliche und pferdesportliche Vita überzeugt, die keine Fragen offenlässt.

1982 geboren verbringt die heutige Pferdewirtschaftsmeisterin ihre Kindheit auf dem elterlichen Hof in Greven, auf dem die Pferdezucht schon lange ihren festen Platz hat. So führte von klein auf kein Weg an den Vierbeinern vorbei und ab etwa sieben Jahren war der Pferderücken ein bevorzugter Aufenthaltsort der pferdebegeisterten Friederike, deren Nachnahme damals noch Tophoff-Kaup lautete. Die Stute „Lara“ von Labrador – Weinhang, gezogen von Vater Hermann Tophoff-Kaup, sorgte damals für die ersten reiterlichen Erfahrungen und begleitete den Weg bis zu den ersten Abzeichen und Turnierstarts.

Im Turniersport angekommen, durchlief Friederike Plagmann klassische Meilensteine der westfälischen Talentförderung. So gehörte sie beispielsweise 1998 zum westfälischen Team des Bundesvierkampfes und gewann dort Gold mit der Mannschaft und in der Einzelwertung. Während dieser Zeit entdeckte sie ihre Begeisterung für die Vielseitigkeit, die sie nie wieder verlassen hat. „Für mich gehört es zu den besonders wertvollen Aspekten dieser Disziplin, dass die Ausbildung und die Trainingsgestaltung so außerordentlich abwechslungsreich ist - für die Pferde und gleichermaßen für die Reiter.“ Eigene Erfolge in der Vielseitigkeit ließen nicht lange auf sich warten. Maßgeblich dazu beigetragen hat der 2021 leider verstorbene Horst Greshake. Der frühere, langjährige westfälische Landestrainer betrieb damals einen Ausbildungsstall in Greven und hat die reiterliche Entwicklung von Friederike Plagmann über viele Jahre begleitet.

Später gehört die Grevenerin viele Jahre dem Landeskader an. Oftmals war sie als Teamreiterin westfälischer Mannschaften siegreich, etwa beim Warendorfer Bundes-Nachwuchschampionat, beim traditionellen Bundeswettkampf oder bei der seinerzeit noch ausgetragenen Deutschen Mannschaftsmeisterschaft. Diverse Erfolge bis CIC4* folgten. Zu den Höhepunkten ihrer bisherigen sportlichen Laufbahn zählen Mannschafts- und Einzelgold bei der Europameisterschaft der ländlichen Vielseitigkeitsreiter 2013, die sie mit ihrer Trakehner-Fuchsstute Lady You TSF gewann.

Zu diesem Zeitpunkt waren die beruflichen Weichen bereits gestellt. Ihre Ausbildung zur Pferdewirtin Schwerpunkt Reiten hatte sie mit Stensbeck-Auszeichnung am Deutschen Olympiade-Komitee in Warendorf absolviert. „Mich hat diese Zeit insbesondere im Hinblick auf meine fachlichen Grundlagen geprägt. Zudem durfte ich erste Erfahrungen in der Ausbildung von Reitern sammeln. Am Bundesstützpunkt den Top-Reitern bei ihrer Arbeit mit den Pferden über die Schulter schauen zu können und Einblicke in deren Management zu gewinnen, davon profitiere ich bis heute.“

Ein duales Studium der Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Sportmanagement schloss sich an, mit dem Friederike Plagmann sich das nötige Rüstzeug für planerische und strategische Aufgaben verschaffte. Schließlich legte sie 2011 ihre Prüfung zur Pferdewirtschaftsmeisterin Klassische Reitausbildung ab. Damals galt noch die alte Meisterverordnung, die für alle Kandidaten ausgedehnte Lehrgangsphasen vorsah. So kam es, dass Friederike Plagmann schon einmal für einen längeren Zeitraum täglich zur Westfälischen Reit- und Fahrschule fuhr. Damals bereitete Schulleiter Martin Plewa die Meisterschüler auf die Abschlussprüfung vor, die Friederike Plagmann mit Bravour bestand und für ihre ausgezeichneten Leistungen abermals mit der Stensbeck-Plakette gewürdigt wurde.

Parallel dazu engagierte sie sich bereits als Nachwuchsführungskraft in der Abteilung Ausbildung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, dem Trainee-Programm der FN. Dort blieb sie auch im Anschluss beruflich verwurzelt. „Zu meinen Aufgaben in den letzten Jahren gehörte die Mitwirkung in nahezu allen Bereichen der Ausbildungs- und Prüfungsordnung. Deren jüngste Überarbeitung habe ich als zuständige Projektleiterin verantwortet“, blickt Friederike Plagmann auf ihre nun endende Zugehörigkeit in Warendorf zurück. „Das klingt jetzt vielleicht etwas theoretisch und tatsächlich gehört die Arbeit am Schreibtisch und Computer natürlich auch dazu. Viel wichtiger ist aber der gemeinsame Diskussionsprozess mit Fachleuten und Praktikern, die ihr Wissen und ihr Können in die Entwicklung eingebracht haben und mit denen es dann gilt, einen guten Konsens für positive Veränderungen zu finden. Sehr inspirierend finde ich auch immer den Austausch mit anderen Sportarten. Das hat meinen Blickwinkel vergrößert und mir dabei geholfen, mein Bildungsverständnis weiterzuentwickeln.“

A pro pos Blickwinkel: Ihre Bereitschaft, sich mit anderen Perspektiven vertraut zu machen, hat Friederike Plagmann nicht nur bei der Erarbeitung einer neuen APO unter Beweis gestellt. Lange gehörte es zu ihren Aufgaben, die FN-Anschlussverbände in Ausbildungsfragen zu betreuen und sie bei der Entwicklung eigener Ausbildungskonzeptionen zu unterstützen. „Für mich war das sehr bereichernd, auch wenn man sich mit manchen Aspekten erst eingehender beschäftigen muss, um sie verstehen zu können. Es zeigt sich aber immer wieder, dass Ziele eben auch auf unterschiedlichen Wegen erreicht werden können.“

Gemeinsam wachsen und miteinander wohlfühlen

Auch wenn ihr vor der Arbeit im Büro nicht bange ist: Friederike Plagmann ist Praktikerin mit Leib und Seele, vor allen Dingen wenn es um die Ausbildung geht. „Ich unterrichte sehr gern. Es freut mich einfach, wenn ich dabei helfen kann, dass Pferd und Reiter gemeinsam wachsen. Meine Erfahrungen mit vielen verschieden Pferden und Schülern helfen mir häufig dabei, noch unerfahrene Reiter zu unterstützen, ihre Pferde zu verstehen. Ich finde es spannend mit den jeweils neuen Herausforderungen, die jedes Pferd und jeder Reiter mitbringt, umzugehen. Dabei ist es mir besonders wichtig, dass sich Pferd und Reiter miteinander wohlfühlen.“

Mit ihrem Mann Malte und ihren drei Kindern lebt Friederike Plagmann auf dem elterlichen Hof in Greven.

 

Drei Fragen an die neue Schulleiterin

Mit Blick auf Ihre neue Aufgabe: Worin sehen Sie die größte Herausforderung?

Friederike Plagmann: „Mehr denn je kommt es darauf an, dass wir uns der besonderen Verantwortung gegenüber dem Pferd bewusst sind und diese auch annehmen und aktiv gestalten. Das bedeutet auch, dass wir unser Handeln immer wieder reflektieren und es an den Bedürfnissen unserer Pferde ausrichten – ganz gleich, ob es um den Umgang mit dem Pferd, um die reiterliche Ausbildung oder um den Turniersport geht. Das gilt auf allen Ebenen und auf jedem Leistungsniveau. Aus meiner Sicht ist es gleichzeitig eine Kernaufgabe und Herausforderung für die Schule und ihr Team, diesen Leitgedanken selbst authentisch vorzuleben und ihn in allen Angeboten zu vermitteln.“

Was verbinden Sie persönlich mit der Westfälischen Reit- und Fahrschule?

Friederike Plagmann: „Für mich ist die Westfälische Reit- und Fahrschule ein besonderer Ort, mit dem ich viele positive Erfahrungen und Erinnerungen an schöne Momente verbinde. Ein Ort, an dem fundiertes Lernen und die persönliche Weiterentwicklung im Mittelpunkt stehen - so habe ich es während meines Trainer A-Lehrgangs und während meiner Meisterprüfung selbst erfahren und sehr geschätzt. Gleichgesinnte zu treffen, Erfahrungen zu teilen und das eigene Netzwerk zu erweitern – das verbinde ich ebenfalls mit der Schule.“

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Westfälischen Reit- und Fahrschule?

Friederike Plagmann: „Ich wünsche mir, dass wir verschiedenste Zielgruppen mit ihren breit gestreuten, individuellen Anliegen gut erreichen und wirksam unterstützen können. Die Schule muss als Bildungsstätte breit aufgestellt auf vielfältige Aufgaben und Bedürfnisse reagieren können und eine verlässliche Anlaufstelle für alle Fragen sein. Außerdem wünsche ich mir für die Schule, dass sie ein Ort ist, zu dem die Menschen gern kommen und an dem sie sich wohlfühlen.“

 

Rudolph Herzog von Croÿ, Präsident des Pferdesportverbandes Westfalen, freut sich auf die Zusammenarbeit und sagt zur neuen Situation: „Für den Pferdesportverband Westfalen ist es ein großes Glück, dass wir mit Friederike Plagmann eine Persönlichkeit gefunden haben, deren Profil wie maßgeschneidert zu unserer Westfälischen Reit- und Fahrschule passt. Ihre vielseitige Ausrichtung, ihre hohe Kompetenz und Erfahrung in den Ausbildungsbelangen und schließlich ihre eigene sportliche Biografie in unseren westfälischen Talentfördersystemen – unsere neue Schulleiterin bringt alles mit, um die Schule in eine gute Zukunft zu führen. Für diese Aufgabe wünsche ich ihr das Beste. 

Friederike Plagmann übernimmt im November 2025 die Leitung der Westfälischen Reit- und Fahrschule

Friederike Plagmann übernimmt im November 2025 die Leitung der Westfälischen Reit- und Fahrschule.