Delegiertenversammlung: Bereitschaft zur Veränderung

Die Delegierten des Pferdesportverbandes Westfalen trafen sich zu ihrer Jahresversammlung in Billerbeck.

Billerbeck (PV). Der Kreis Coesfeld im Münsterland ist echtes Pferdeland – viele berühmte Reiter stammen aus dieser Gegend Westfalens, es gibt wunderschöne Reitanlagen und vielfältige Möglichkeiten für jede Art von Pferdesport. „Der Pferdesport prägt unsere Region auf wunderbare Weise“, brachte es Coesfelds Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr auf den Punkt, als sich Mitte März die Delegierten des Pferdesportverbandes Westfalen zu ihrer Jahresversammlung in der Coesfelder Gemeinde Billerbeck trafen.

Markus Terbrack, der Vorsitzende des Kreisreiterverbandes Coesfeld, begrüßte etliche Ehrengäste zur Tagung, darunter auch Karl Werring, den Präsidenten der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Dieser ging in einem Grußwort auf die vielfältigen sportlichen und züchterischen Erfolge der Westfalen ein. Er versicherte der Versammlung, dass das Aufgabengebiet Pferd bei der Landwirtschaftskammer auf jeden Fall erhalten und überdies auch noch gestärkt werden solle.

Blick ins Verlagswesen

Einen Blick hinter die Kulissen des Verlagswesens gewährte Malte Schwerdtfeger, einer der Geschäftsführer des Landwirtschaftsverlages, den Delegierten.  Der Reiter und Züchter, der seit 2017 zum Team des Münsteraner Verlages zählt, präsentierte die Segmente mit Pferdestärken: die Verbandszeitung Reiter & Pferde in Westfalen (die auflagenstärkste Pferdeverbandszeitung in Deutschland), die überregionale Zeitschrift Reiter Revue sowie das Mitglieder-starke Online-Portal Rimondo.  Neu gibt es das zweimal im Jahr erscheinende Personality-Magazin „Ingrid Klimke“, außerdem einen Podcast mit Hintergrundberichten und O-Tönen (auf www.reiterrevue.de) sowie demnächst die Möglichkeit, die Reiter & Pferde als E-Paper zu erhalten. Neben aktuellen Zahlen und Entwicklungen teilte Malte Schwerdtfeger auch mit, dass sich das Vereins-Abo der Reiter & Pferde zum Anfang des nächsten Jahres um für Bestandskunden etwas erhöhen werde.  Seit 2015 habe es keine Preiserhöhung mehr gegeben.

Mitgliederzahlen: Westfalen nicht mehr an der Tête

Nachdem der Präsident des Pferdesportverbandes Westfalen, Rudolph Herzog von Croÿ, den parlamentarischen Teil der Delegiertenversammlung eröffnet hatte, ging Geschäftsführerin Brigitte Hein in ihrem Jahresbericht auf die Entwicklung der Mitgliederzahlen ein.

Nach vielen Jahren als mitgliedsstärkster Pferdesportverband in Deutschland rutschte Westfalen 2018 auf Platz zwei hinter Baden-Württemberg. 565 Pferdesportvereine existierten im Berichtsjahr in Westfalen.  Durchschnittlich kommt ein Verein auf 173,8 Mitglieder. Im Jahr 2000 waren es noch 216,5 „Das ist aber immer noch eine stattliche Größe für Einsparten-Vereine“, erklärte Brigitte Hein. 89.203 Pferdesportler waren 2018 über die westfälischen Vereine organisiert. 550 Menschen weniger als im Jahr zuvor. Elf Pferdebetriebe verabschiedeten sich im vergangenen Jahr vom Verband, sieben neue kamen hinzu. Momentan sind 187 Pferdebetriebe beim PV registriert. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es 156.  

Erschreckend wirkte die Entwicklung bei den Jungs, die es im Laufe der Jahre immer weniger in die Vereine zieht. Im Vergleich zum Jahr 2000 verlor der Verband mehr als die Hälfte seiner reitenden Jungs bis 14 Jahre. „Aber wir geben nicht auf. Wir bleiben mit unseren Programmen wie zum Beispiel ‚Jungs aufs Pferd‘ weiterhin am Ball“, versprach Brigitte Hein.

Über alle Altersstufen hinweg nehmen zurzeit 22 Prozent Männer und 78 Prozent Frauen am Pferdesport in westfälischen Vereinen teil. Durch den ungleich hohen Anteil weiblicher Pferdesportler habe sich auch die Themenwelt etwas verschoben, mit der die Mitarbeiter in der PV-Geschäftsstelle täglich konfrontiert werden. Sehr gut sei in diesem Zusammenhang das Vereinsforum im Februar angekommen und auch die Jugendprojekte „Zeig dein Profil“ und „J-Team“ kämen nun richtig in Fahrt.

APO 2020

Viel Input der Westfalen war in die Erstellung der neuen APO 2020 geflossen. Die Veränderungen sind aber nicht so umfassend wie bei der letzten Neuauflage. Die Pferdewelt darf auf  Modernisierungen für Qualifizierungen gespannt sein – einige davon befassen sich ganz konkret mit dem Umgang mit dem Pferd. Ab dem Herbst wird die FN Infomaterial zu den neuen Angeboten zur Verfügung stellen. Neuigkeiten dazu gebe es ebenso während der FN-Bildungskonferenz am 18. Juni in Freckenhorst, bei Seminaren und Schulungen in Westfalen sowie – auf Wunsch - bei Präsentationen in den Kreisverbänden.

Prävention ist wichtig

2018 stand der deutsche Pferdesport nicht immer in gutem Licht im Fokus der Medien. Brigitte Hein erinnerte an einen Beitrag im Nachrichtenmagazin ‚Der Spiegel‘, in dem es um Alkoholexzesse und Gewalttaten von jungen Turnierreitern ging. „Die entsprechenden Verfahren laufen im Moment noch. Prävention und ein Klima der Aufmerksamkeit in Vereinen ist zwingend notwendig“, sagte Brigitte Hein.  Sie plädierte eindringlich dafür, dass das Thema sichtbar gemacht werden müsse. „Wir kooperieren mit dem Landessportbund und bieten Infoveranstaltungen an, die allen Vereinen offenstehen. Wir unterstützen Sie gerne“, so die Geschäftsführerin.

Die Novellierung des Landesnaturschutzgesetzes wird 2019 angegangen. „Vielleicht wird auch die Reitwegeregelung noch einmal geändert, wir wissen noch nicht, ob das passiert“, erklärte Brigitte Hein weiterhin. Der PV möchte erreichen, dass die jetzige Reitregelung bestehen bleibt und hat dazu gemeinsam mit dem Pferdesportverband Rheinland ein Positionspapier verfasst, dass den Delegierten überreicht wurde.

Der Wolf bleibt ein Thema

Auch die Wiederansiedelung von Wölfen in Deutschland war ein Thema bei der Delegiertenversammlung. Der Pferdesport ist im „Arbeitskreis Wolf“ beim LANUV vertreten. Es gab eine Gesprächsrunde zu den „Richtlinien Wolf“ mit der Landwirtschaftskammer. Ein gemeinsames, mit verschiedenen Verbänden abgestimmtes Positionspapier  wird in Kürze an die Kreisreiterverbände gegeben. Außerdem soll wieder gemeinsam mit dem Westfälischen Pferdestammbuch eine Infoveranstaltung zum Thema Wolf angeboten werden.

Rückläufig: der Turniersport in Westfalen

Daniel Stegemann, ebenfalls Geschäftsführer im Pferdesportverband Westfalen, nahm die Delegierten mit auf eine kleine Reise durch den Turniersport in Westfalen. Obwohl westfälische Reiter und Pferde nach wie vor extrem erfolgreich im nationalen und internationalen Sport sind, stimmt die Statistik der Turnierveranstaltungen in Westfalen nachdenklich. „Einige Veranstalter haben inzwischen aufgegeben, andere schwenken auf breitensportliche Veranstaltungen um“, sagte Daniel Stegemann. 2018 wurden 380 Leistungsprüfungen weniger durchgeführt als im Jahr zuvor. Es wurden 13.400 Turnierlizenzen ausgestellt, was einen Rückgang von sechs Prozent bedeutet.

Weniger Reiter, das bedeutet auch weniger Starts (-4,56 Prozent). Seit 2014 gibt es diese ständig leicht sinkende Kurve. Die Starterfüllung liegt bei 63 Prozent, was im Bundesdurchschnitt noch ein überdurchschnittlich guter Wert sei.

Bereitschaft zur Veränderung

„Veränderungen haben mit geänderten Rahmenbedingungen zu tun. Wir müssen sie identifizieren und positiv beeinflussen“, so Daniel Stegemann. Auf Bundesebene gibt es dazu bereits ein Projekt, das unter dem Namen Turniersport 3.0 läuft. Doch dies sei nur eine kleine Stellschraube. „Die Zukunft des Turniersport liegt in der Bereitschaft zur Veränderung“, glaubt Daniel Stegemann und rief als ersten Schritt zu regionalen Turniersportkonferenzen auf. Die Idee dahinter: Es sollen Arbeitstreffen in den Regierungsbezirken stattfinden, in denen die aktuellen Zahlen bezogen auf die jeweilige Region analysiert werden. Anschließend könnten die regionalen Herausforderungen und Besonderheiten aufgearbeitet werden. Der Fokus werde dabei auf den ländlichen Turniersport der Region gesetzt. Gemeinsam könnten Lösungen gefunden werden. „Ich glaube, wir haben enormes Potential und eine große Chance, uns zukunftsfähig auf die Beine zu stellen“, so Daniel Stegemann.

Kein neuer Rahmenvertrag mit Tierärztekammer

Zum letzten Mal berichtet Elfriede Schulze Havixbeck den Delegierten als Vorsitzende der KLW von den Maßnahmen, die 2018 von der Kommission für Pferdeleistungsprüfungen vorgenommen wurden. Nach zwei Legislaturperioden möchte sich die beliebte Ehrenamtlerin von ihrem Amt verabschieden. Für ihre vielfältigen Verdienste erhielt sie aus den Händen von Herzog von Croÿ die goldene Verdienstplakette des PV – und standing ovations von der kompletten Versammlung. Gemeinsam mit Daniel Stegemann hatte sie der Versammlung zuvor berichtet, dass kein neuer Rahmenvertrag mit der Tierärztekammer abgeschlossen werden konnte, was den Einsatz von Tierärzten bei Reitturnieren betrifft. Aktuell gilt die Gebührenordnung der Tierärzte.  Jeder Tierarzt kann einen schriftlichen Vertrag mit einem Veranstalter abschließen. Der Pferdesportverband wird dazu  Informationen  auf seine Homepage stellen.

Ausgeglichener Haushalt

Wie üblich stellte Franz Kuckelmann den ausgeglichenen Haushalt des PV vor. Einnahmen und Ausgaben erwiesen sich ähnlich dem Vorjahr. Und so soll es laut dem dritten Geschäftsführer des PV, David Rammes, auch in 2019 weitergehen. Er stellte der Versammlung die geplanten Einnahmen und Ausgaben für 2019 vor, die wiederum einen ausgeglichenen Haushalt ausmachten. Nachdem Vorstand und Präsidium einstimmig entlastet worden waren, wurden neue Kassenprüfer gewählt. Es sind Thomas Mollen, Peter Mannheims und Georg von Schönberg.  

Heinrich Plaas-Beisemann wurde als Vertreter des Regierungsbezirk Arnsberg für eine weitere Wahlperiode wiedergewählt. In die KLW wurden diese zehn Vertreter der Regierungsbezirke gewählt:

Arnsberg: Theodor Arndt, Christof Mielke und Heinrich Plaas-Beisemann. Detmold: Reinhard Milchers, Petra Steinmeier und Hubert Uphus. Münster: Fritz Ibershoff, Gerd Könemann, Thomas Suntrup und Maria Terbrack.

Als Vertreter der Aktiven wurden gewählt: Andreas Kleine (Arnsberg), Christoph Meyer zu Hartum (Detmold) und Heiner Rohmann (Münster).

Westfälische Reit- und Fahrschule: Kooperationen mit Unis

Einen erfreulichen Rückblick auf die Aktivitäten der Westfälischen Reit- und Fahrschule hielt Brigitte Hein in Vertretung für den erkrankten Leiter der Reitschule, Jörg Jacobs. So war 2018 die Zahl der Lehrgangsteilnehmer gestiegen, es gab Zirkelunterricht mit Schulpferden, Aus- und Fortbildungen für Amateurtrainer, Berufsreiter und Jedermann – auf Wunsch auch in Englisch. Neu in 2018 waren eine Richterprüfung im Rahmen eines Turniers, eine Ergänzungsqualifikation Inklusion und eine Kooperation mit dem Verband „Special Olympics. Zukünftig möchte die Reitschule verstärkt mit dem Westfälischen Pferdemuseum zusammenarbeiten, es wird Kooperationen mit der Uni Dortmund und Münster geben, dazu mehr Fahrlehrgänge, eine intensivere Begleitung von Trainer B und A, Webinare (Blended learning) und eine noch stärkere Vernetzung in Westfalen.

Nachdem Herzog von Croÿ verkündet hatte, dass die Mitgliedsbeiträge weiterhin nicht erhöht werden, lud Peter Thamm, der Vorsitzende des Kreisreiterverbandes Ennepe-Ruhr-Hagen, zur Delegiertenversammlung im kommenden Jahr ein. Sie findet am 11. März 2020 in Ennepetal statt.